Erkenne dich selbst! So lautet die vielzitierte Inschrift am Apollotempel von Delphi. 2.500 Jahre später ist die antike griechische Weisheit aktueller denn je.
Beeinflusst von tiefgreifenden technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen entsteht gerade in hohem Tempo eine völlig neue Arbeitswelt. Digitaler Wandel geht mit neuen Formen der Zusammenarbeit und der Kommunikation Hand in Hand. Diese benötigen aber auch ein ganz neues Verständnis von Leadership, um die Zukunft proaktiv zu gestalten und die Chancen der Veränderungen zu nutzen.
Für einen Leader im digitalen Zeitalter bedeutet das vor allem eines: Die Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit.
In diesem Beitrag geht es darum, weshalb Führungskräfte sich mit sich selbst auseinandersetzen sollten, um authentisch, also eine „echte“ Marke zu sein – und worauf es beim Personal Branding wirklich ankommt.
Personal Branding ist Selbsterkenntnis
Nicht die Technik, sondern vor allem der Mensch wird im Zeitalter der agilen Settings mit flachen Hierarchien, schnellen Rückmeldungen und einer hohen Eigenverantwortung aller Beteiligten im Vordergrund stehen.
Neben Fachwissen und Softskills brauchen Leader der Arbeitswelt 4.0. daher vor allem eines: Persönlichkeit. Wenn die Welt sich immer schneller zu drehen scheint und sich Situationen von heute auf morgen ändern können, bekommt Leadership die Qualität eines Leuchtturms, der Präsenz, Orientierung und Stabilität vermittelt – ohne jedoch den Kapitänen und den Mannschaften ihre Eigenständigkeit und Initiative zu nehmen.
Das neue Führungsbild basiert auf Vertrauen und Zustimmung. Weder das eine noch das andere lässt sich anordnen, beides muss wachsen und sich entwickeln. Die Persönlichkeit des Leaders spielt dabei eine starke Rolle.
Ein Leader, der sich von seinen Visionen und Werten leiten lässt, ist Vorbild für andere und inspiriert seine Mitarbeiter, ihr Bestes zu geben.
Orientierung und Stabilität zu vermitteln bedeutet jedoch nicht, immer beliebt sein zu müssen. Einer Personal Brand geht daher immer auch die Auseinandersetzung mit den eigenen Glaubensmustern und Antreibern voraus.
Was beim Aufbau einer Personal Leader Brand wichtig ist
Personal Branding und Persönlichkeit sind nicht voneinander zu trennen: Die eigene Personenmarke wirkt nur dann, wenn sie echt und keine Maske ist.
Die Entwicklung der Personal Brand ist daher ein Prozess, der eine intensive Beschäftigung mit sich selbst, den eigenen Stärken, Werten und Zielen erfordert. Dabei gilt: Der Weg verläuft immer von innen nach außen! Wer mit sich selbst im Reinen ist, bekommt neben sehr viel Klarheit auch eine andere Ausstrahlung – und die wirkt.
Folgende Coachingfragen helfen dabei:
Was sind meine Stärken?
Was möchte ich wirklich tun?
Was sind meine Werte?
Welche Vision habe ich?
Was bedeutet für mich Erfolg?
Was bedeutet für mich Führung und warum will ich Menschen führen?
Aber auch:
Was hindert mich heute noch daran?
Die Beantwortung dieser Fragen führt zu neuen Erkenntnissen – und hilft dabei, die eigene Marke zu entwickeln. Dazu gehört auch, sich ehrlich mit alten Denk- und Glaubensmustern auseinanderzusetzen und sich aktiv in die Veränderung zu begeben.
Was eine Personal Brand mit Erfolg zu tun hat
Eine starke Personenmarke selbst schafft keinen Erfolg – sie ist bereits der Erfolg. Denn Erfolg ist etwas sehr Individuelles und keineswegs nur monetärer Natur. Wer das lebt, was ihm wirklich wichtig ist und dabei keine faulen Kompromisse eingeht, der hat auch Erfolg. Echte, greifbare Menschen, die wissen, wofür sie stehen, werden nicht nur von Mitarbeitern, sondern auch von Stakeholdern, Kunden und Partnern anders wahrgenommen.
Möglicherweise tauchen nun interessante Geschäftspartner auf, die neue Perspektiven eröffnen: ein Herzensprojekt, ein zweites Standbein oder vielleicht auch Auftritte als überzeugender Speaker.
Die klare Positionierung als Leader ist auch im Recruiting bedeutsam, und zwar für Unternehmen und Bewerber gleichermaßen. Starke Persönlichkeiten geben Unternehmen ein Gesicht. Die Executive Search, also die gezielten Suche nach Talenten, ist eine exzellente Methode, um passende Unternehmen und qualifizierte Bewerber zusammenzubringen – sofern sich beide Seiten zuvor über ihre Marke und nicht nur über zu besetzende Funktionen Gedanken gemacht haben.
Positionierung und Inszenierung: Die eigene Ausstrahlung wirken lassen
Die Kommunikation der eigenen Marke erfolgt über Interaktion und Auftreten. Heute sind das längst nicht mehr nur Kleidung und Kommunikationsstil – eine bedeutsame Rolle spielt die Präsenz in digitalen Medien.
Eine klare Strategie sowie die Fokussierung auf bestimmte Formate helfen, damit der eigene Blog sowie Social-Media-Aktivitäten nicht zum Zeitfresser werden. Die eigene Webseite als Visitenkarte und Herzstück der eigenen Marke benötigt regelmäßige Aufmerksamkeit und Pflege, ebenso wie Profile in Businessnetzwerken wie Xing oder LinkedIn.
Das Reputationsmanagement ist wesentlicher Bestandteil der Positionierung der eigenen Marke. Die Qualität der genutzten Kanäle ist ebenso bedeutsam wie der Umgang mit negativen Einflüssen. Nicht nur Bilder und Beiträge in Diskussionen prägen das öffentliche Bild, sondern vor allem auch die Reaktionen auf negative Kommentare.
Zur Darstellung der eigenen Expertisen eignen sich Blog, Podcast oder der YouTube-Channel – je nachdem, welches Format zur Persönlichkeit passt und welcher Akzent betont werden soll.
Die Personal Brand als Chance für ein neues Miteinander
Wer sich intensiv mit seiner eigenen Persönlichkeit auseinandersetzt, strahlt ein verändertes Selbstbewusstsein aus. Die Beziehungen zu Mitarbeitern, Kollegen, Partnern und auch Kunden können sich dadurch verbessern und neue Türen öffnen.
Vor allem für Frauen ist die Personal Brand eine wichtige Hilfe. Denn weibliche Führungskräfte haben es oft schwer, sich in den meist männerdominierten Chefetagen durchzusetzen – mit der Konsequenz, dass viele Frauen den männlichen Führungsstil zu kopieren versuchen und ihren eigenen Stil dabei unterdrücken. Das bedeutet einen echten Verlust für viele Unternehmen, in denen nach wie vor das Primat des analytisch-rationalen Denkens dominiert. Denn die neue Arbeitswelt benötigt ganz andere Qualitäten wie Intuition, Kreativität, Kooperation und Empathie – hier können die Frauen klar punkten.
Personal Branding ermutigt aber auch Männer, neue Seiten an sich zu entdecken und ausgetretene Wege zu verlassen. Für beide Geschlechter bietet die Personal Brand die Chance, alte Rollenbilder abzulegen und ein neues Miteinander zu leben. Dadurch können sich auch festgefahrene Strukturen in Unternehmen verändern, die in einer Welt des Wandels nicht mehr zeitgemäß sind.